Es waren einmal ein König und eine Königin.
Allzu gerne hätten sie
ein Söhnchen oder ein Töchterchen gehabt,
aber nur der Himmel allein weiß,
warum ihnen dieses Glück nicht beschieden war.
Eines kühlen, aber schönen Tages
spazierte die Königin mit ihrer Hofdame
vor dem Palast hin und her,
um sich ein bisschen
an den Sonnenstrahlen zu wärmen,
als sie von einem alten Weiblein angesprochen wurden.
„Eine milde Gabe, Eure Hoheit.“,
bat die Frau.
Jedoch die Königin antwortete unhöflich:
„Scher dich fort, Alte!
Ihr Bettler habt ja immer mehr Kinder als Geld!
Ich aber habe nicht einmal ein Kind!“
Da entfernte sich die Alte schimpfend,
und als die Königin ihre Hofdame fragt,
was denn das Weiblein da gemurmelt habe,
antwortete diese:
„Majestät, sie sagte,
dass Ihr sie eines Tages noch brauchen werdet.“
Damit schien der Fall für die Königin erledigt.
Acht Tage danach
erschien ein Fremder vor dem König
und bat diesen,
ihn in einer äußerst wichtigen Sache
sprechen zu dürfen.
„Majestät!“,
sagte dieser unter vier Augen,
„Ich kann Euch zu einem Nachfolger verhelfen.“
Da freute sich der Monarch
und fragt den Fremden nach seinem Honorar.
„Ein Honorar,
Majestät,
benötige ich nicht.“,
antwortete dieser.
„Wird Euch ein Junge geboren,
so dürft Ihr ihn behalten.
Wird es jedoch ein Mädchen,
so müsst Ihr es,
wenn es sieben Jahre alt ist,
auf den Gipfel des Gomitetto Berges bringen
und dort zurücklassen.
Da nach werdet Ihr nichts mehr von ihm hören.“
Da der König sich so sehr
nach einem Nachfolger sehnte und wusste,
dass es ansonsten keinerlei Möglichkeit gab,
diesen zu erlangen,
erklärte er sich mit dem Handel einverstanden
und gab dem Fremden sein königliches Wort.
Und in der Tat!
Nach neun Monaten
gebar die Königin ein hübsches Mädchen.
Dem König wurden die Augen feucht,
wenn er an das Schicksal seiner Tochter dachte,
jedoch
nicht einmal seiner Gattin verriet er,
was er mit dem Fremdling abgemacht hatte.
Schneller, als erwartet,
waren die sechs Jahre zu Ende.
An dem Tage,
als die Prinzessin sieben Jahre alt wurde,
nahm sie der König bei der Hand
und sprach zu seiner Gemahlin:
„Ich gehe mit unserem Töchterchen
ein wenig an die frische Luft.
Gegen Abend werden wir dann beide zurück sein.“
Sie gingen und stiegen
bis auf den Gipfel des Gomitettoberges.
Dort sprach der Monarch zu seinem Töchterchen:
„Setze dich ein wenig hin und raste dich aus.“,
und überließ sie ihrem Schicksal.
Als die Königin ihn alleine zurückkehren sah,
rief sie:
„Wo ist denn unser Töchterchen?“
„Ein Adler stürzte herab,
packte sie mit seinen Krallen und trug sie fort.“,
antwortete der König.
Jedoch die Königin glaubte ihm nicht
und drang so lange in ihn,
bis er ihr die wahre Geschichte erzählte.
Da rannte die Königin wie eine Verrückte
auf den Gipfel des Berges,
jedoch von ihrem Töchterchen
war weit und breit nichts mehr zu sehen.
So vergingen weitere sieben Jahre
in Schmerz und falscher Hoffnung.
Aber jedwedes Suchen blieb vergeblich.
Niemand im gesamten Königreiche
wusste etwas über den Verbleib der Prinzessin.
Da spazierte die Königin
eines kühlen, aber schönen Tages
wieder vor dem Palast hin und her.
„Eine milde Gabe.“,
hörte sie jemanden bitten,
und die Königin erkannte das alte Weiblein,
welches sie vor Jahren
so schnöde abgefertigt hatte.
„Verzeiht mir meine damalige Abweisung“,
bat sie die Alte
„und helft mir,
mein geliebtes Töchterchen wiederzufinden.“
„Gut, gut.
Ich will Euch verzeihen.“,
antwortete die Alte.
„Jedoch,
woher sollte ich denn wissen,
Majestät
wo sich Eure Tochter aufhält?“
Noch ein zweites und ein drittes Mal
bat die Königin die Alte,
bis diese sich endlich erweichen ließ
und meinte:
„Es wird schwierig werden,
Majestät,
Euer Töchterchen wieder zu erlangen,
denn die Prinzessin ist in Gomitettos Hand,
der ein Werwolf ist
und unter der Erde in seinem Berge wohnt.
Bereits in einigen Tagen
wird er Eure Tochter fragen,
ob sie ihn zum Manne nehmen wolle.
Sollte sie daraufhin mit
Nein
antworten,
so wird er sie mit zwei Bissen verschlingen.“
Da weinte die Königin bitterlich
und fragt die Alte:
„Können wir denn gar nichts
dagegen unternehmen?“
„ Naja.“,
antwortete das Weiblein.
„Wir könnten sie warnen.
Doch das wird wohl zu schwierig sein,
denn der Werwolf wohnt,
wie ich Euch bereits erzählt habe,
unter der Erde in seinem Berge.
Drei Tage und Nächte
müsste man hinuntersteigen,
ohne jemals anzuhalten, zu essen oder zu trinken,
um zum Wolfspalast zu gelangen.“
„Ich werde es schaffen,
mein Töchterchen zu retten,“,
rief die Königin,
„wenn ihr mir dabei helft!“,
„Nun gut.“,
meinte die Alte,
„Da Ihr dazu so fest entschlossen seid,
wird es uns vielleicht gelingen.“,
„Nehmt ein Messerchen,
ein Zwirn Knäuel und eine Handvoll Weizen
mit
und folgt mir.“
Die Königin nahm,
was das Weiblein gefordert hatte
und folgte ihr.
Am Gipfel des Gomitetto Berges angelangt,
zeigte ihr die Alte ein Loch,
in das kaum ein Mensch hineinpasste.
Das Weiblein band ein Ende des Zwirns
an einen Baum und murmelte:
„Dem Sämann auch die Ernt` gebührt.
Dich löse nur, der dich geschnürt.“
Dann ließen sie in die dunkle Tiefe hinunter.
Der Königin taten alsbald die Füße weh,
und sie wollte sich ein wenig aus rasten.
„Majestät,
das ist unmöglich!“,
antwortete die Alte und weiter ging.
Bald konnte es die Königin vor lauter Hunger
nicht mehr aushalten und wollte essen.
„Majestät,
das ist unmöglich!“,
antwortete die Alte und immer weiter ging.
Schließlich meinte die Königin zu verdursten
und wollte trinken.
„Majestät,
das ist unmöglich!“,
antwortete die Alte und immer weiter ging hinab.
Endlich gelangten sie auf eine Lichtung
und auch das Knäuel Zwirn war zu Ende.
Das Weiblein band das Ende des Zwirns
an einem Pflänzchen fest und murmelte:
„Dem Sämann auch die Ernt` gebührt.
Dich löse nur, der dich geschnürt.“,
und dann eilten beide weiter.
Todmüde, hungrig und durstig
war die Königin
und konnte fast nicht mehr.
Jedoch die Alte drängte sie,
bei jedem Schritte
ein Weizenkorn auf den Boden fallen zu lassen.
Dabei murmelte sie:
„Ihr Weizenkörner, gesäht hier,
zu mähen seid ihr nur von mir.“
Und da keimten und wuchsen die Körner
und bekamen sogleich
hängende, reife Ähren.
Als sie endlich vor dem Wolfspalast(e) standen,
sprach das Weiblein zur Königin:
„Majestät,
steckt das Messerchen in die Erde.“
Nachdem dies geschehen war,
murmelte die Alte:
„Messerchen, gesteckt hier,
herauszuziehen, nur von mir.“
Doch bevor ich weiter berichte,
lasst mich von der Prinzessin erzählen.
Nachdem diese damals
am Gipfel des Berges
vergeblich auf ihren Vater gewartet hatte,
war sie müde eingeschlafen.
Sie erwachte in einem großen Palast(e)
mit vielen Zimmern und Sälen,
jedoch nirgends erblickte sie
auch nur eine einzige Menschenseele.
Müde,
vom vielen Suchen,
hörte sie einen der Stühle sprechen:
„Setzt Euch, Prinzesschen!
Setzt Euch!“
Sie setzte sich und nach einer Weile
bedeckte sich der Tisch
mit
köstlichen Speisen und Getränken.
„Esst, Prinzesschen!
Esst!“,
sprach der Tisch.
Die Prinzessin aß und trank nach Herzenslust,
jedoch als es dunkel wurde,
und sie noch immer
kein menschliches
oder auch anderes Wesen gesehen hatte,
wurde sie müde
und ging in eines der vielen Schlafzimmer.
„Schlaft, Prinzesschen!
Schlaft!“,
sprach das Bett,
und das tat sie dann auch ausgiebig.
So ging es alle Tage.
Eigentlich fehlte es ihr an nichts,
doch da sie keine Menschenseele
zu Gesicht bekam,
langweilte sie sich.
Ein Jahr war wohl bereits vergangen,
und die Prinzessin wusste noch immer nicht,
wohin sie geraten war,
als sie eine Stimme hörte:
„Willst du mich sehen?“
„Ja, gerne!“,
rief sie beglückt und:
„Wer auch immer du seist!“
Da sprangen alle Türen von alleine auf,
und vom Ende der Zimmerflucht her,
kam ihr ein spannen langer Knirps
in Gold durch wirktem Gewand entgegen,
mit einem roten Hut am Kopfe
und einer schönen Feder daran.
„Guten Tag.“,
sprach die Prinzessin erfreut.
„Guten Tag.“,
erwiderte das Männchen,
zog seinen Hut vom Kopfe
und verbeugte sich.
Das Mädchen nahm den Knirps in seine Arme,
drückte und liebkoste ihn
wie eine Puppe und warf ihn,
wie einen Hanswurst durch die Luft.
„Nachdem endlich wieder Ruhe eingekehrt war,
setzte sie das Männchen auf den Tisch,
und dieses fragt:
„Willst du mich zum Manne?
Willst du?“
„Wer bist du denn und wie nennt man dich?“,
entgegnete die Prinzessin,
ohne seine Frage zu beantworten.
„Ich bin der Hausherr.“,
antwortete dieses und:
„Man nennt mich Gomitetto.“
„Wenn du der Hausherr bist,
dann lass mich wieder zurück nach Hause gehen.“,
bat ihn das Mädchen.
„Erst,
wenn du mit mir verheiratet bist.“,
sprach Gomitetto.
Da lachte die Prinzessin laut auf und rief:
„Dann sieh erst einmal zu,
dass du so groß wirst wie ich es bin,
dann können wir über eine Verlobung reden.“
Beleidigt verschwand der Knirps
und zeigte sich ein Jahr lang nicht.
Vergeblich rief das Mädchen jeden Tag:
„Gomitetto! Gomitetto!“
Das Kerlchen zeigte und zeigte sich nicht.
Schließlich,
ein Jahr und ein Tag waren inzwischen vergangen,
hörte die Prinzessin wieder:
„„Willst du mich sehen?“
„Ja, gerne!“,
rief sie beglückt und dachte,
in einem Jahr muss er doch etwas gewachsen sein.
Alle Türen sprangen auf,
und der noch gleich große,
spannen lange Knirps,
in seinem Gold durch wirkten Gewand,
mit einem roten Hut am Kopfe
und einer schönen Feder daran,
kam ihr entgegen.
„Willst du mich zum Manne?
Willst du?“
fragt das Kerlchen.
„Ich will! Ich will!“,
lachte die Prinzessin laut auf,
und:
„Sieh aber erst einmal zu,
dass du wächst!“
Beleidigt verschwand Gomitetto.
Dies wiederholte sich jedes Jahr,
bis sieben Jahre vergangen waren.
Die Prinzessin war inzwischen
ein wunderschönes Mädchen geworden,
so schön,
dass selbst die Sonne vor Neid erblasst wäre,
wenn sie die Jungfrau gesehen hätte.
Eines nachts,
als die Prinzessin nicht einschlafen konnte,
dachte sie an Papa und Mama
und weinte in ihr Kissen.
Da hörte sie kleine Steinchen
an ihre Fensterläden klopfen.
„Wer kann denn dies sein?“,
fragt sie sich neugierig
und öffnete vorsichtig die Fensterläden.
„Wer klopft an?“,
fragt sie und hörte als Antwort:
„Ich bin es, mein Kind.“
Am liebsten wäre die Prinzessin
gleich aus dem Fenster gesprungen,
jedoch dafür lag es zu hoch.
„Hör zu, mein Kind.“,
flüsterte die Königin verständlich.
„Dieser Gomitetto ist ein Werwolf.
Er hat sich dir als spannen großes Kerlchen gezeigt,
um dir keine Angst zu machen.
Aber jetzt,
wo du bald erwachsen bist,
wird er sich in seiner wahren Gestalt zeigen
und dich fragen,
ob du ihn zum Manne nehmen willst.
Erschrecke nicht und antworte mit ja,
ansonsten verschlingt er dich mit zwei Bissen.
Aber sei unbesorgt,
denn morgen Nacht,
um die gleiche Zeit,
werden wir einander wiedersehen.“
Da weinte die Prinzessin vor Glück in ihr Kissen und war bald darauf eingeschlafen.
Am nächsten Morgen hörte sie, wie gewohnt:
„Willst du mich sehen?“
„Ja, ich will.“,
antwortete die Jungfrau zögernd.
Da sprangen alle Türen auf,
aber anstatt des spannen langen Kerlchens
kam ein Werwolf auf sie zu.
Groß war er,
dick und behaart,
mit riesigen Augen und so großen Zähnen,
dass Gott
jegliches Geschöpf vor ihm bewahren möge!
Die Prinzessin zitterte wie Espenlaub.
„Willst du mich nun zum Manne nehmen?“,
fragt der Werwolf mit grauenhafter Stimme.
Verschreckt schwieg die Jungfrau.
Nachdem er,
immer lauter werdend,
ein zweites und sogar ein drittes Mal
dieselbe Frage gestellt hatte,
entschlüpfte es dem Mädchen:
„Nein! Nein! Niemals!“
„Dann fresse ich dich!“,
rief das Scheusal,
und packte die Prinzessin mit seinen Pranken,
um sie mit zwei Bissen zu verschlingen.
„Ich bitte dich um Gnade!“,
schrie das Mädchen.
„Friss mich erst morgen!“
„ Nagut, es sei dir gewährt!“,
grollte der Werwolf und verschwand.
In der Nacht klopfte die Königin
zur vereinbarten Stunde am Fenster.
„Ach Mutter, liebe Mutter!“,
weinte das Mädchen.
„Mir ist ein
Nein
entschlüpft,
und morgen wird mich der Werwolf verschlingen!“
Da mischte sich die Alte ein und sprach:
„Mut,
Prinzesschen,
habt nur Mut,
es wird alles wieder gut.“
Und sie klopfte dreimal
fest an das Tor des Palastes.
„Wer ist da?“,
brüllte der Werwolf durch den Palast.
„Ich, Messerchen,
gesteckt hier hinein,
will der Prinzessin Beistand sein.“,
kam es zurück.
Da wusste das Untier,
dass es gegen diesen Zauberspruch machtlos war und zog sich grollend zurück.
Frühmorgens jedoch
kam das Untier aus seinem Palast(e),
rief nach der Prinzessin und grollte:
„Wenn du das Messerchen aus dem Boden ziehst,
dann werde ich dich gehen lassen
und nicht fressen.“
Das verschreckte Mädchen glaubte ihm
und zog das Messerchen heraus.
Daraufhin packte das Monster die Prinzessin
mit seinen Pranken,
um sie mit zwei Bissen zu verschlingen.
„Ich bitte dich um Gnade!“,
schrie das Mädchen.
„Friss mich erst morgen!“
Der Werwolf zögerte einen kleinen Augenblick,
dann grollte er:
„Gut, es sei dir gewährt!“,
und verschwand.
In der Nacht klopfte die Königin
wiederum zur vereinbarten Stunde am Fenster.
„Ach Mutter, liebe Mutter!“,
weinte das Mädchen.
„Ich habe das Messerchen herausgezogen,
und morgen wird mich der Werwolf verschlingen.“
„Mut,
Prinzesschen,
habt nur Mut!“,
sprach die Alte,
„Es wird alles wieder gut.“
Und sie klopfte dreimal
fest an das Tor des Palastes.
„Wer ist da?“,
brüllte der Werwolf
sodass der ganze Palast erzitterte.
„Ich Weizensaat,
in der Erde fein,
will der Prinzessin Beistand sein.“,
kam es als Echo zurück.
Da wusste das Untier,
dass er gegen diesen Zauberspruch machtlos war und zog sich grollend zurück.
Frühmorgens jedoch
kam es aus seinem Palast(e),
rief nach der Prinzessin und grollte:
„Wenn du den Weizen mähst,
dann werde ich dich gehen lassen
und nicht fressen.“
Das verschreckte Mädchen glaubte ihm
und mähte den Weizen ab.
Daraufhin packte das Monster die Prinzessin
mit seinen Pranken,
um sie mit zwei Bissen zu verschlingen.
„Ich bitte dich um Gnade!“,
schrie das Mädchen.
„Friss mich erst morgen!“
Der Werwolf zögerte einen kleinen Augenblick,
dann grollte er:
„Es sei dir zum letzten Male gewährt!“,
und verschwand.
In der Nacht klopfte die Königin
zur vereinbarten Stunde am Fenster.
„Ach Mutter, liebe Mutter!“,
weinte das Mädchen.
„Ich habe den Weizen abgemäht,
und morgen
wird mich der Werwolf verschlingen.“
„Mut,
Prinzesschen,
habt nur Mut!“,
sprach die Alte,
„Es wird alles wieder gut.“
Und sie klopfte dreimal
fest an das Tor des Palastes.
„Wer ist da?“,
brüllte der Werwolf
sodass der ganze Palast und seine Mauern erzitterten.
„Ich dünner Zwirn,
geknüpft so fein
will der Prinzessin Beistand sein.“,
kam es als Echo zurück.
Da wusste das Untier,
dass es gegen diesen Zauberspruch machtlos war und zog sich grollend zurück.
Frühmorgens jedoch
kam es aus seinem Palast(e),
rief nach der Prinzessin und grollte:
„Wenn du diesen Zwirn von dem Pflänzchen löst,
dann werde ich dich gehen lassen
und nicht fressen.“
Die Prinzessin jedoch
war von der Alten angewiesen worden,
den Zwirn auf zu wickeln
und unbeirrt dem Faden zu folgen.
Sie wickelte und wickelte,
und der Werwolf,
der ihr noch nichts anhaben konnte,
folgte ihr voller Wut.
Schließlich stieg die Prinzessin
immer höher und höher,
bis zu der Stelle,
am Gipfel des Gomitetto Berges,
wo das andere Ende des Zwirn(e)s
an einen Baum gebunden war.
Das Untier war ihr hechelnd
bis dorthin gefolgt.
Jedoch,
als der Werwolf die Alte erblickte,
da wurde er weiß,
wie ein gewaschenes Leinen Tuch.
„Meine Feindin!“,
brüllte er.
„Meine Feindin!
Ich bin erledigt,
erledigt....!“
und stürzte tiefer und immer tiefer
in sein Loch hinunter,
bis er vor seinem Palast(e) aufschlug.
Als sich die Königin und ihre Tochter
nach der Alten umwandten,
sahen sie,
anstatt des Weibleins,
eine Fee,
so schön,
wie der Morgenstern.
Diese schichtete einen Stein nach dem anderen
am Wolfsloch auf und sang:
„Ihr meine Steine ihr,
gelöst könnt werden,
nur von mir.“
So war der abscheuliche Werwolf
für immer in seinen Palast gebannt,
und ehe sich die Königin
und ihre überglückliche Tochter
bei der Fee bedanken konnten,
war diese bereits
im anbrechenden Morgen rot verschwunden.
Glücklich, gesund und munter
kehrten die Königin und die Prinzessin
zum Palast(e) zurück,
und bereits ein Jahr später, so wurde mir erzählt,
soll die Prinzessin
einen jungen Prinzen geheiratet haben.
Geschrieben von LadyLyrdia